Wir hatten ja schon davon berichtet, dass wir Weihnachten in der Regel im Land sind, und dort wird kein Weihnachten gefeiert: andere Religion, andere Sitten, andere Bräuche. Natürlich ist das Fest bekannt, aber meist wird keine Rücksicht genommen.
Letztes Jahr hatten wir zum ersten Mal beschlossen, den Heiligabend-Gottesdienst mit zu feiern, da die Kinder älter sind und wir den traditionellen Ablauf etwas anpassen und umgestalten konnten.
Also fahren wir am Heiligabend um ca. 15.00 in die Stadt zur Gemeinde. Die Stadt ist voll, da der 24.12. zufälligerweise auch der erste Ferientag der staatlichen Schulen ist. Wir parken wie üblich, lösen aber diesmal ein Park-Ticket, da ja Wochentag ist.
Der Gottesdienst ist so gestaltet, wie wir das auch von Zuhause kennen. Corona-bedingt ist er aber nicht voll. Wir reden noch ein wenig mit Freunden und gehen zurück zum Auto.
Dieses steht aber leider für die Rückfahrt nicht so ohne weiteres zur Verfügung, da wir 15 Minuten zu spät gekommen sind und eine Parkkralle am hinteren Rad haben.
In einem solchen Fall, den wir natürlich schon hatten, muss man erst mal die Strafe zahlen, dann werden die Jungs gerufen, die die Kralle anmontiert haben, und warten, dass diese kommen und die Kralle wieder entfernen. Wir haben allerdings Probleme herauszufinden, wo wir jetzt bezahlen können und da es schon später ist, die Befürchtung, dass es gar nicht mehr geht.
Bei dem kleinen Kiosk, wo wir das letzte Mal zahlten, ist niemand mehr. Wir fragen also und werden in eine Richtung geschickt. Die Erklärung ist ziemlich ungenau, aber die Person fügt sofort hinzu, dass wir erneut fragen müssen. Dies tun wir auch, und nach vier weiteren Auskünften finden wir den Parkplatz, wohin falsch parkende Autos abgeschleppt werden, wenn sie zu falsch stehen.
Wir beschweren uns, dass bereits sechs Minuten nach Ablauf der Parkzeit ein Ticket vergeben wurde, aber die Dame interessiert das nicht. Sei normal, sagt sie. Wir zahlen also am Heiligabend 6,50 Euro Strafe. Die Jungs werden sofort gerufen und wir laufen zurück zum Auto in der Hoffnung, nicht zu lange warten zu müssen. Es funktioniert dann auch alles reibungslos.
Da wir durch diese Aktion ungefähr 30 Minuten verloren haben, kommen wir in den Feierabendverkehr und verlieren nochmal 30 Minuten durch Stau. Tja, Weihnachten hat so eine Stunde weniger.
Zwei Tage später sind wir bei niederländischen Freunden eingeladen, zusammen mit einheimischen Freunden, die wir alle schon letztes Jahr gesehen haben. Auch diesmal reden wir als deutsche Familie deutsch miteinander, die Niederländer natürlich niederländisch miteinander. Unsere Kinder kommunizieren untereinander auf Französisch, die Eltern auf Englisch und die Einheimischen bringen noch die Landessprache mit.
Alles wird natürlich zu spät, so dass wir erst um 19.45 aufbrechen und erst gegen 20.00 Uhr los fahren. Eigentlich kein Problem, wenn man Corona-bedingt nicht Ausgangssperre ab 20 Uhr hätte. Wir werden gewarnt, die großen Straßen zu meiden, was aber dazu führt, dass wir uns verfahren, da Google Maps auch gar keine Straßen als eine solche kennzeichnet.
Gegen 20.20 sind wir dann im Stadtteil kurz vor unserem UND auf einer großen Straße UND in einer Kontrolle. Ein Polizist hält uns an, nimmt die Papiere mit und kommt nicht wieder. Also geht Frau ihm hinterher – sie ist gefahren, weil Mann nachts nicht gut sieht – und verhandelt. Töchterchen kommt auch noch dazu – kleine süße Blondine hilft meistens -, wird aber wieder weg geschickt.
Das Schwierige ist immer, dass man die Papiere abgeben muss und erst nach Zahlung wieder bekommt. Dies findet wohl auf einer Polizeistation in einer uns unbekannten Gegend statt und die Suche danach ist dann erfahrungsgemäß immer schwierig. Nachdem Frau sich bestimmt sechs Mal entschuldigt hat und zusichert, jede Strafe zu zahlen, aber doch gerne ihre Papiere wieder bekommen würde, meint ein Polizist, sie sei ja schließlich Ausländerin und damit alles komplizierter, und okay, sie könne gehen.
Wir bekommen die Papiere zurück, fahren glücklich, erleichtert und möglichst zügig nach Hause und sind um ein Abenteuer reicher.