Nach ein paar Jahren Afrika und dann wieder für etwas länger in Deutschland zu sein, erzeugt ein Mix aus Gefühlen: Zum einen zufrieden und glücklich, dass man wieder zuhause ist bei Freunden und Familie. Zum anderen hat man sich an viele Dinge gewöhnt bzw. gewöhnen müssen, die in Afrika normal sind, aber nicht in Deutschland. Hier eine kleine Auswahl an Beobachtungen, was uns so auffällt:
- „In 20 Tagen um 20 Uhr“ – Wie wir hier schon geschrieben hatten, muss man in D alles Mögliche im Vorhinein planen und durchdenken. Teilweise müssen Termine Wochen im Voraus gemacht werden, auch privat mit Freunden. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig für uns. Wenn wir in Afrika einen solchen Termin haben – was vorkommt – dann muss er bestätigt werden, eine Woche vorher, ein paar Tage vorher und nochmal einen Tag oder ein paar Stunden vorher. Das ist in Deutschland natürlich nicht nötig: Vereinbart ist vereinbart, klar und eindeutig.
Wir planen jetzt teilweise langfristig freie Zeiten, die dann spontan gefüllt werden. Das ist für uns so eine Art Kompromiss. - „Nicht sauber sondern rein“ – Deutschland ist sehr extrem sauber. Man sieht fast nirgendwo Müll und wenn dann meist sortiert und in Kisten, Tonnen u.ä. verstaut. Wir haben zwar schon Leute gesehen, die Dinge einfach aus dem Fenster ihres Autos werfen, aber in Afrika ist das normal. Auch Fußgänger werfen Verpackungen einfach auf die Straße. Gleichzeitig wird das Müll-Problem viel diskutiert und auch eine Umweltpolizei eingeführt. Bisher aber ohne große Auswirkungen!
Gleichzeitig ist das Land sehr schön grün. Viele meckern übers Wetter und zu viel Regen, aber das ist der Vorteil: Viel Regen bringt viel Grün – sehr erholsam! - „Totale Stille“ – Die Stille bzw. das Minimum an Lärm ist erstaunlich: Im Vergleich zu Afrika reden Leute leise, diskutieren im privaten Rahmen und nicht mit Händen und Füßen laut und vehement. Es gibt wenig Gehupe, Gerase oder Gerenne – all dies kommt auch hier vor, aber eher als Ausnahme. Selbst in Großstädten ist es wesentlich leiser, als wir es kennen.
- „Reich, reicher, Deutschland“ – Neulich war ich in einer Gruppe von Teenager, die sich über ihren Urlaub unterhielten: Alle verreisten in den Sommerferien, manche sogar mehrmals. Wir wohnen zwar in einem der reicheren Teile Afrikas, aber so was wäre bei uns kaum denkbar. Verreisen ist Luxus, den sich natürlich einige leisten können, aber in einer Gruppe von 10 normalen Durchschnitts-Teenager vielleicht zwei oder drei, nicht alle.
Deutschland ist ein ziemlich reiches Land. Wir sehen es auch an dem Auto, das uns Freunde geliehen haben: Es wird im September nicht mehr durch den TÜV kommen, jedenfalls nicht ohne größere Investition. Die Karre ist aber wesentlich älter und trotzdem besser als unsere in Afrika. - „Dumm, blöd, bescheuert“ – Kritik ist in Deutschland normal und direkt. Man kritisiert, schimpft, jammert. Das hat eine gute Seite: Man weiß, woran man ist, und hat nicht dieses „Ja, es geht gut“, was in Afrika erst mal kommt, aber gar nichts sagt und auch nichts sagen soll. Läuft etwas nicht richtig, folgt in Deutschland meist eine Analyse mit konkretem Änderungsvorschlag.
Gleichzeitig ist die Kritik, das Schimpfen häufig so übertrieben, dass es schwer zu ertragen ist. „Jammern auf hohem Niveau“ könnte man sagen: Es werden Dinge kritisiert, die vielleicht besser laufen könnten, aber häufig schon ziemlich gut sind. Ein bisschen lockerer und gelassener wäre wünschenswert.
So viel fürs erste, da wird sicherlich noch einiges dazu kommen.