Wir lesen gerade Jim Knopf und die Wilde 13 mit den Kindern. Da kommt folgende Szene vor: Jim und Lukas treffen die Meerprinzessin Ursulapitschi, die nicht ganz versteht, was eine Lokomotive ist und warum die jetzt ein Schiff ist. Da heißt es dann:
Das Meermädchen lachte wieder geschmeichelt und sagte dann: „Also ist dieses Schiff, das eigentlich gar kein Schiff ist, doch eine Art Schiff!“
Und sie freute sich und klatschte in die Hände. Die Meerbewohner sehen die Welt nämlich ein bisschen einseitig, gewissermaßen nur vom Wasserstandpunkt aus. Es beunruhigt sie sehr, wenn irgendetwas sich nicht von diesem Wasserstandpunkt aus verstehen lässt. Aber wenn es ihnen dann zuletzt doch gelingt, das, was ihnen unverständlich ist, sozusagen zu verwässern, dann sind sie für gewöhnlich sehr erleichtert. Man darf ihnen das nicht übel nehmen, denn sie sind im Übrigen sehr nette Leute. Und außerdem machen es viele Menschen auf ihre Weise ebenso. … (Michael Ende, Jim Knopf und die Wilde 13, Thienemann Verlag 2014, S. 32).
Tja, da hat Michael Ende wohl den Nagel auf den Kopf getroffen: Wir können halt nicht anders, als Dinge in unser Weltbild einzuordnen. Und leider versuchen wir immer erst, Dinge bei uns einzuordnen, statt sie stehen zu lassen und kennen zu lernen. Vielleicht geht es aber auch nicht anders. Man muss ja irgendwie urteilen und sich orientieren.
Einen Versuch Wert dürfte es sein, nach dem Urteil sein eigenes Weltbild langsam in eine neue Richtung zu schieben und damit zu versuchen, dem Neuen ein klein wenig näher zu kommen, ihm gerechter zu werden und sich selbst in Frage stellen zu lassen.