Manchmal kommt alles auf einmal: Ich hab schon so manches schräge Ding erlebt hier, vor allem im Verkehr. Aber dieses Mal kam alles auf einmal, alles was an Absurditäten möglich ist, kam in einer einzigen Fahrt.
Es begann damit, dass ich ein Sammeltaxi ohne mich fahren ließ, weil es nur drei oder vier Passagiere hatte. Die Fahrer haben dann die Tendenz, irgendwo solange zu warten, bis der Wagen mit acht Personen voll ist. Man wartet also häufig bis zu 20 Minuten auf die letzten Mitfahrer.
Das Taxi, was danach kam, winkte ich heran, leider, denn dieses hatte bisher gar keine Passagiere. Ich war der erste. Damit war klar, dass ich mich auf Wartezeiten einstellen musste. Einfach das Sammeltaxi verlassen, sich über die Wartezeit beschweren oder gar einfach ein anderes nehmen, ist hier völlig unüblich. Da es keiner macht, mache ich es auch nicht. Man erträgt sein Schicksal.
Die Odyssee ging weiter: Beim Versuch, mögliche Passagiere am Straßenrand zu sehen, bremste mein Fahrer direkt hinter einer Kreuzung. Die auf die Hauptstraße auffahrenden Autos hatten damit nicht gerechnet, bremsten scharf und wir hörten es hinter uns knallen. Auf den Wagen hinter uns war ein weiterer aufgefahren.
Nach meinem Verständnis der Straßenverkehrsordnung war mein Fahrer klar Schuld. Der betroffene Fahrer sah das genauso und fuhr von hinten direkt vor das Sammeltaxi, um es zu blockieren. Stieg aus, beschwerte sich und besah sich den Schaden. Seine Blockage war allerdings nicht weit genug, so dass mein Fahrer rechts an ihm vorbeikam, was er auch tat und verschwand.
Da wir immer noch keinen weiteren Passagier hatten, bog mein Sammeltaxi rechts in ein Stadtviertel ein und stellte sich an einen Kreisel, wo die Wahrscheinlichkeit deutlich höher war, mehr Fahrgäste zu bekommen.
Dort blockierte er aber eine von zwei Spuren und wurde nach wenigen Minuten von Polizisten ermahnt. Mein Verständnis der Landessprache ist nicht so hoch, aber ich verstand doch, dass er davon sprach, jemand kaufe eine Flasche Wasser. Das war natürlich klar gelogen. Keiner hatte das Auto verlassen, um was zu kaufen. Er wartete, bis die Polizisten auch ein zweites Taxi belehrt hatten, und fuhr dann langsam weiter. Allerdings nur bis zur nächsten Auffahrt auf die Hauptstraße, um dort weiterhin zu warten. Ich war weiterhin alleine.
Er fuhr bis zur Auffahrt, fand dort aber auch niemanden und kam deshalb rückwärts langsam zurück zum Ausgangskreisel. Dabei fuhr er nicht nur rückwärts, sondern blockierte auch noch eine von zwei Spuren.
Dann passierte, was ich geahnt hatte. Wir warteten.
Es kam eine Person, dann später eine zweite. Schließlich kam auch noch eine dritte.
Ich beschloss, mal in mein Spiel auf dem Handy zu gucken, aber kaum hatte ich angefangen, kamen drei oder sogar vier Leute gleichzeitig und wir fahren los.
Eine Dame wollte auch nach nur einem Kilometer wieder aussteigen und bat dort zu halten. Der Fahrer fuhr aber nicht rechts ran, direkt an den Bürgersteig, sondern ließ die Abbiegespur nach rechts noch zwischen dem Wagen und dem Bürgersteig frei. Er sah, dass dort ein Auto kam, und warnte die aussteigende Passagierin, was aber den Fahrer des vorbeifahrenden Autos nicht davon abhielt, unseren Fahrer zu beschimpfen.
Dann aber bog dieses Auto nicht wie erwartet rechts ab, sondern fuhr an uns vorbei, um sich von rechts vor die grün werdende Ampel zu drängeln. Unserem Fahrer ging die Hutschnur hoch. Er beschleunigte wild, drängte sich hinter besagten Wagen, machte Handzeichen zum Fahrer eines anderen Taxis, er solle ihn vorbei lassen.
Dann raste er hinter dem Auto hinterher, überholte rechts und beschimpfte den Fahrer. Bis zur Stadtmitte, ca. 2 km, ließ er den anderen nicht aus den Augen. Als dieser schließlich rechts abbiegen wollte, blieb er weiterhin in der Nähe und schrie ihm noch übelste Beschimpfungen hinterher. Dass es heftig gewesen sein muss, machte das letzte Wort seiner Tirade klar, dass ich eindeutig verstand: „deine Mutter“. Damit war klar, dass er eine im Mittelmeerraum gebräuchliche und heftigste Reaktion hervorrufende Beleidigung verwendet hatte.
Alle diese Dinge einzeln haben wir schon erlebt. Es ist es allerdings schon selten, wenn man nur innerhalb von 30 Minuten Unfall, Lügen gegenüber der Polizei, eine Verfolgungsfahrt und Beleidigungen erlebt.