Nur drei sagst du vielleicht?
Naja, drei ausgewählte, es gibt wohl noch einige andere, aber diese drei sind die, welche mir sofort einfallen. Aber fangen wir an:
1. Höflichkeitsformeln oder auch: das fehlen derselben!
In der Landessprache ist es völlig normal den Leuten Befehle zu geben: Mach mal! Bring her! Geh los! Ohne „bitte“, „könntest du“, „eventuell vielleicht hättest du die Gnade“, Nein direkt: Mach, bring, tu, lass und so weiter.
Der Grund ist – keine Ahnung, ist halt so. Hat den Vorteil, dass sich keiner so schnell aufregt, wenn man genauso redet.
Gleichzeitig gibt es aber feste Formeln für viele Situationen: Da sagt man bestimmte Dinge, weil man sie so sagt: Man wünscht Gesundheit beim Essen, Gottes Segen, wenn jemand gestorben ist, oder auch bei Autokauf und neuer Wohnung. Diese Floskeln sind wichtig, aber ich vergesse sie leider ziemlich schnell, weil die genannten Situationen auch selten vorkommen.
Auch bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung redet man länger. Man fragt nach Familie bei der Begrüßung oder auch Arbeitssituation oder ähnliches, was dem anderen wichtig sein könnte. Bei der Verabschiedung wünscht man noch einen guten Tag, sagt bye drei Mal und bedankt sich. Meistens beide Gesprächspartner gleichzeitig. Was man sagt, ist ja auch nicht wichtig. Das übliche halt.
2. Respekt oder auch gerade keiner
Wenn man jemanden kennt, muss man ihn grüßen. Man muss! Familie und Bekannte sind ganz ganz wichtig. Man lässt alles stehen und liegen für sie. Einer meiner Angestellten wurde von seiner Familie fast gezwungen zu Hause zu bleiben, bzw. ins Krankenhaus mit zu kommen, als seine Oma am Auge operiert wurde. Er wollte eigentlich nicht, weil die OP nicht lebensbedrohlich war. Es wäre aber wohl kein gutes Omen gewesen, wenn einer fehlt. Also ging er.
Aber auf der Straße ist es kein Problem, sich vor zu drängeln, rein drängeln, Vorfahrt nehmen. Auch ganz knapp vor dem anderen sich rein drücken und sich dabei darauf verlassen, dass er bremst – alles kein Thema. Respekt vor dem anderen ist hier Fehlanzeige!
Warum? Man kennt ihn ja nicht. Das ist irgendein Fremder.
Auch in unserer Nachbarschaft, wo man eigentlich Raum teilt mit Parkplatz und Garten, ist der andere nicht wirklich wichtig. Wir müssten in unserer Residenz, wie das so schön heißt, eigentlich ein paar Dinge verbessern. Dafür müssen sie vorher diskutiert und beschlossen werden. Meist sind solche Beschlüsse mit Geld ausgeben verbunden und daran scheitert’s dann!
3. Sieht aus wie Europa – ist aber Afrika!
Viele Dinge sehen vordergründig europäisch aus – weil das jemand so will. Letztlich sind sie es aber dann nicht. Zum Beispiel ist Kleidung häufig sehr westlich und modern. Aber es steckt dann doch ein traditioneller Kopf darin. In der Familie ist vieles erlaubt, aber auf der Straße dann schnell nicht. Das macht manches etwas anstrengend.
Lesen ist eine Fähigkeit, die ganz hoch geachtet wird. Bildung allgemein – ganz wichtig! Aber selber lesen tut kaum jemand. Die Kultur ist mündlich. Selbst in meiner Schule war man erstaunt, dass wir den Kindern vorlesen … Warum das denn, ist doch noch viel zu früh?
Verträge sind immer schriftlich und müssen für die Behörden gemacht werden. Daran halten? Nur wenn es mir passt! Zweimal schon hat ein Angestellter von heute auf morgen den Arbeitsplatz verlassen, obwohl er noch einen Vertrag hatte. Das erste Mal hat er ihn auch nicht gekündigt, wie es sich gehörte und wir hatten noch Ausgaben für ihn. Der zweite war besser.
Das sind so Dinge, die sind normal. Nerven trotzdem!